Viele rational denkende Menschen sehen keinen Sinn in Zeitungshoroskopen. Meist nur wenige Zeilen, meist viel zu allgemein. Selbst (oder eher gesagt: Besonders) als Astrologin widerspreche ich da nicht wirklich. Was kann in wenigen Sätzen schon stehen, dass es einen persönlich betrifft?

Vor 90 Jahren ist das erste Zeitungshoroskop in einer britischen Tageszeitung erschienen. Was macht die ungenaue “Vorhersehung” aber so erfolgreich? Oder ist es womöglich gar nicht so ungenau? Ich habe mich zu dem großen Jubiläum des allseits bekannten Zeitungshoroskops mit dem Phänomen des Erfolgs auseinandergesetzt und bin auf interessante Ansichten gestoßen.

Skandalös unterkomplex – nur das Sternzeichen ist Basis für Zeitungshoroskope

Professionellen Astrologinnen und Astrologen, zu denen auch ich mich zähle, stellen sich bei Zeitungshoroskopen die Haare zu Berge. Wie kann nur das jeweilige Zeichen des Tierkreises für ein Zwölftel der Menschen eine sichere Prognose treffen?! Ganz einfach gesagt: Gar nicht. Aber findest du dich nicht wieder, wenn es heißt, dass “diese Woche große Herausforderungen auf dich zukommen”? Mit diesem Gedanken im Hinterkopf bezieht man dann jegliche Aufgaben der besagten Woche auf selbsterfüllende Prophezeiung des Zeitungshoroskops. Dies machen viele Menschen jedoch meist leicht ironisch. Denn die fehlende Individualität der wenigen Sätze ist denke ich für jeden Leser nachvollziehbar. Zeitungshoroskope werden aber bereits stattliche 90 Jahre alt. Warum?

Häufig wird, auch bei Kritiken seriöser Astrologie, der Barnum-Effekt genannt. Phineas Taylor Barnum war ein amerikanischer Zirkuspionier des 19. Jahrhunderts. Heute würde man ihn vermutlich als Marketinggenie bezeichnen. Denn sein Wanderzirkus hat jede Menge verschiedener Attraktionen vorgewiesen. So waren beispielsweise “Riesen” (also sehr große Menschen), “Zwerge” (sehr kleine Menschen), ausgestopfte seltene Tiere, Schlangen, Affen oder Hunde nur einige seiner Attraktionen. Was Barnum damit erreichen wollte war so simpel wie genial: Kein Besucher hatte beim Verlassen des Wanderzirkusses das Gefühl, für ihn oder sie sei nichts dabei gewesen. Alle Menschen wurden von mindestens einer Attraktion begeistert, wodurch in ihren Augen der gesamte Zirkus ein Erfolg ist.

Was zuvor als Forer-Effekt (nach dem amerikanischen Psychologen Bertram R. Forer) bekannt war wurde durch den Psychologen Paul Meehl in den Fünfzigerjahren dann zum Barnum-Effekt:

Er beschreibt die Neigung von Menschen, vage und allgemeingültige Aussagen über die eigene Person als erstaunlich zutreffend zu interpretieren.

“Trauen Sie sich und Sie werden Erfolg haben”

Beziehen wir den Barnum-Effekt nun auf die Aussage der Überschrift so ist der Zusammenhang zwar etwas schwerer zu verstehen als bei dem ursprünglichen Zirkusbeispiel. Doch die Logik dahinter ist dieselbe: Eine sehr allgemeingültige Aussage sehen Menschen auf sich selbst zugeschnitten. Dabei ist doch aber vor allem das Ausmaß des wahrgenommenen Eintretens, das den beschriebenen Effekt erst zu diesem macht.

So kann man die Aussage auch auf die wirklich lebensunverändernde Situation beziehen, an einer vollen Kasse im Supermarkt beim Erspähen einer Mitarbeiterin an eine noch geschlossene Kasse zu wechseln, um bei deren möglicher Eröffnung durch die Mitarbeiterin die oder der Erste in der Schlange zu sein. Hat das Zeitungshoroskop also doch Recht gehabt…

Zeitungshoroskop und individuelles Horoskop – einzig und allein der Name bringt sie in Verbindung

So bin ich der Meinung (und ich glaube, mir stimmen viele meiner Kolleginnen und Kollegen gerne zu), dass Zeitungshoroskope genau aus diesem Grund, der sehr guten Möglichkeit zur Verallgemeinerung, noch heute auch in seriösen Tagesblättern zu finden sind. Menschen können sich kurz daran erfreuen. Und sie müssen später kurz daran zurückdenken und grinsen, sollte wirklich etwas Ähnliches im relevanten Zeitraum geschehen. Es wird mit einer gewissen Ironie wahrgenommen und dient der (sehr) leichten Unterhaltung.

Dennoch möchte ich festhalten, dass jeglicher ernstere Glaube daran keinesfalls als falsch zu betiteln ist. Denn wenn man an etwas glaubt, was einen motivierter, mental stärker oder besser gelaunt durch den Tag bringt, so ist dies nie ein Fehler. Es ist die fehlende Individualität, was ein Zeitungshoroskop nicht annähernd mit einem “echten”, persönlichen Horoskop vergleichbar macht. Dessen sollte man sich immer bewusst sein.

Als Astrologin weiß ich, wie viele verschiedene Faktoren in der individuellen Sterndeutung eine Rolle spielen. Sonnenzeichen, Aszendent, Mondknoten, Transite und viele mehr. Und ja, auch hier spielt der Glaube an die Sache eine tragende Rolle. Doch die Treffsicherheit und Genauigkeit diese Sterndeutung ist hoch und enorm individuell zugeschnitten im Vergleich zu allgemeinen Horoskopen wie denen aus der Zeitung.

Ein individuelles Horoskop gemeinsam deuten

Bei der Deutung des persönlichen Horoskops wird dir sofort auffallen, dass es nichts mit dem Zeitungshoroskop zu tun hat, dass du aus irgendeinem Klatsch-Magazin kennst. Bewegung am Sternenhimmel werden nach fundierten Methoden und Vorgehensweisen auf deine persönliche Situation übertragen. Dabei möchte ich keinesfalls behaupten, dass diese dadurch “richtiger” sind. Sie bieten aber eine deutlich genauere und definiertere Basis für das dahinterliegende Vorhaben, für die Zukunft gewappneter zu sein. Das persönliche Horoskop bildet die Basis für ein individuelles Coaching. Astro-Coaching. Wie verhälst du dich in bestimmten Situationen und wie möchtest du dich eigentlich verhalten? Wieso passieren dir immer wieder die gleichen unangenehmen Dinge? Oder warum hast du so große Angst für gewissen Herausforderungen?

Fragen, die dir drei Zeilen in der Zeitung nie beantworten werden. Im Astro-Coaching hinterfragen wir diese Dinge gezielt und erarbeiten so möglich Wege zur Selbsterfahrung und Selbstfindung.